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Rezept für eine gute Chiliernte (Fotos folgen nach und nach)

01/2025

Hier folgt eine genaue Anleitung (Rezept), wie man in Norddeutschland erfolgreich Chilifrüchte ernten kann. Die Angaben erfolgen chronologisch nach der x-ten Woche im Jahr sortiert, wobei man sich bei genügend Praxis selber die Termine festlegen kann.

Es wird bei diesem Beispiel ein einzelnes optimiertes Mini-Gewächshaus genutzt, welches aber auch durch ein einfaches Gewächshaus mit zusätzlichen Gerätschaften ersetzt werden kann. Aber ohne Heizmatte und ohne eine gute Lichtquelle geht es nicht in diesem Zeitrahmen!

2. Woche (Januar) – Planung

Von welcher Chilisorte sollen wie viele Samen ausgesät werden, um die gewünschte Anzahl von Pflanzen bei 50% Erfolgsquote zu bekommen? Reicht eine Anzuchtplatte mit 24 Kammern aus bei einem Samen pro Kammer?

3. Woche (Januar) – Beschaffung aller fehlenden Materialien

Mein teures selbstgebautes Mini-Gewächshaus oder das Mini-Gewächshaus 38 x 24 cm aus meiner Chilianzucht für alle mit Heizmatte, Anzuchtplatte, Styroporplatte, Anzuchterde, Pflanzenleuchte, Einstichthermometer, Chilisamen laut Planung, 3 Schaltuhren, 2 Fünffachsteckdosen.

4. Woche (Januar) – Reinigung der Werkzeuge und Tools

Reinigung (keimfrei): Mini-Gewächshaus, Anzuchtplatte, Ziptütchen, 7 x 7 cm Töpfchen, große Töpfe.

5. Woche (Januar / Februar) – Einweichen der Samen

Die gewünschte Anzahl von Samen pro Sorte wird in je ein Ziptütchen gefüllt. Das Tütchen wird dann zu 50% mit Wasser gefüllt, ohne viel Luft gut verschlossen und in die Wanne eines Mini-Gewächshauses gelegt. Wenn alle Samen so behandelt wurden, wird eine Styroporplatte auf die Fensterbank gelegt. Darauf legt man die Heizmatte und die Wanne mit den Samen. Die Wanne wird zu 50% mit handwarmem Leitungswasser gefüllt, die geschlossene Haube obenauf gesetzt und die Heizmatte an 230 Volt angeschlossen. Nach mehr als acht Stunden prüft man, ob sich eine Temperatur von 25 – 35 Grad eingestellt hat. Wenn nicht, muss man entsprechend reagieren, um diese Temperatur zu erreichen. Entweder Raumtemperatur erhöhen für eine höhere Temperatur oder eine Schaltuhr einsetzen für eine niedrigere Temperatur. Das Aufeinanderlegen zweier Heizmatten wird hiermit ausdrücklich nicht empfohlen, wegen möglicher Brandgefahr!

6. Woche (Februar) – Aussaat

Für optimale Ergebnisse wird die Anzuchterde gesiebt und in der Mikrowelle werden bei 650 Watt für 150 Sekunden eventuelle Keime abgetötet. Danach gibt man diese Erde in einen kleinen, sauberen Eimer und füllt ungefähr ein Volumen-Drittel Perlite hinzu. Wer will kann auch noch ein Volumen-Viertel Vermeculite dazugeben. Das alles wird gut vermischt, bevor man damit die Anzuchtplatte bis zur Oberkante füllt. Es sollten alle Kammern gut gefüllt sein, aber die Erde darin nicht angedrücken. Nur die gefüllte Platte leicht auf eine Unterlage klopfen und dann gegebenenfalls Erde nachfüllen.

     

Nun druckt man aus, in welchem der 24 Kammern welche Chilisorte zu finden sein wird und klebt den Ausdruck entsprechend auf eine lange Seite der Bodenwanne. Anschließend wird je ein Loch mittels Holzbleistift 3 – 5 mm tief mittig in die Erde der Kammern „gebohrt“. In das erste Loch gibt man mittels einer Pinzette den ersten Samen laut Ausdruck. Wenn der Keim aus dem Samen herausschaut, gehört dieser nach unten, so, dass noch knapp 5 mm Erde auf dem Samen liegen können. Das wiederholt man mit allen Samen dieser Anzuchtbox. Anschließend schiebt man ein wenig Erde aus den Ecken einer Kammer in deren Mitte und glättet dann den kleinen Erdhügel ohne die Erde anzudrücken. Damit ist der Samen zugedeckt. Das wiederholt man für alle Samen.

      

Danach werden bei einer zu kleinen Anzuchtplatte zwei ihrer Seiten von innen gegen den Wannenrand gedrückt und die Seiten, die etwas Luft haben, werden mit breitem Klebeband geschlossen, damit dort möglichst wenig Wasser verdunstet. Es muss lediglich ein Loch für die kleine Gießkanne freibleiben. Bei meiner Selbstbau-Anzuchtbox wird noch der Erdfühler vorher verlegt, bevor er dann mit dem Klebeband festgeklebt wird.

Damit die Samen genügend Wasser bekommen, wird die Anzuchtwanne ungefähr zu dreiviertel mit warmem Wasser mittels einer kleinen Gießkanne gefüllt. Später sind es nur noch bis zu 1,5 cm Wasserhöhe, wobei aber jedes Mal vor dem erneuten Befüllen mit Wasser der Wasserstand in der Wanne ein bis zwei Tage auf Null sein sollte, damit die Wurzeln zwischendurch auch mal Luft bekommen.

Spätestens nach drei Tagen sollte für eine gute Beleuchtung (10 – 15 Watt Tageslicht) gesorgt werden, die 14 – 16 Stunden täglich eingeschaltet ist. Wer meine Selbstbaubox nutzt, schließt somit die LED-Streifen an und stellt die Schaltuhr für die Beleuchtung passend ein. Außerdem werden die Mini-Lüfter angeschlossen, wobei ich anfangs nur einen der beiden nutze, um eine etwas höhere Erdtemperatur zu bekommen. Nach zwei Wochen laufen dann beide Lüfter im Dauereinsatz wegen der Schimmelbildung. Des Weiteren gibt es in meinem Mini-Gewächshaus noch eine Webcam, deren Software jedes Jahr etwas angepasst wird, damit die Fotos in den richtigen Ordner meiner Webseite hochgeladen werden. Das rechte Foto zeigt erste Keimlinge und stammt von solch einer WebCam.

12. Woche (März) – Umtopfen in kleine Töpfe

Bevor die Keimlinge an den Deckel stoßen, meistens nach 6 Wochen, wird in 7 x 7 cm große Kunststofftöpfe umgetopft. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens vier Blätter plus zwei (abgefallene) Keimblätter vorhanden sind. – Wenn die Erde der Keimlinge nicht vor Wasser trieft, geht alles einfacher! – Eventuell vorhandener Schimmel auf der Erde sollte entfernt werden, bevor der Keimling sein neues Zuhause bezieht!

Man beginnt mit der Erstellung von Pflanzschildern mittels wasserfestem Stift – je eines pro Keimling. Nun gibt man in jeden Anzuchttopf dreiviertel Erde und bohrt mit dem Finger ein ausreichend großes Loch mittig hinein, damit ein Keimling dort seinen neuen Platz finden kann. Dazu nimmt man den ersten Keimling aus der Anzuchtplatte, klopft ganz vorsichtig die gröbsten Teile überflüssiger Erde ab und lässt ihn dann in das vorbereitete Loch eines Anzuchttopfes gleiten. Jetzt gibt man noch weitere Anzuchterde dazu und drückt sie an, so dass die Blätter des Keimlings deutlich herausschauen, aber der Keimling fest und gerade steht. Diese kleinen Töpfe stellt man in die freigewordene Wanne der Anzuchtbox und steckt das richtige Pflanzschild hinein. Wenn alle Töpfe dort untergebracht sind, gibt man Wasser hinzu, bis ca. 1 cm unterhalb der Wannenkante. Später sollten es nur noch ca. 1,5 cm Wasserstand sein. Wie schon im Mini-Gewächshaus sollten die Keimlinge vor dem erneuten Befüllen ein bis zwei Tage ohne Wasser auskommen.

Da die Haube nicht mehr genutzt wird, sind auch keine Lüfter nötig, aber Licht wird nach wie vor gebraucht! Ich nutze dazu einen 10Watt-LED-Tageslicht-Strahler pro Wanne mit 15 bis 20 cm Abstand zu den Blättern. Wenn nötig, lässt man die Heizmatte ab und zu laufen (Schaltuhr), um auf 20 bis 22 Grad Erdtemperatur zu kommen, aber zur Gewöhnung an die Temperatur Ende Mai, kann man die Heizmatten jetzt schon außer Betrieb nehmen.

20. Woche (Mai) – Umtopfen in große Töpfe nach draußen

Sobald es im Mai keinen Frost mehr geben wird, kann man die kleinen Pflanzen aus den 7 x 7 cm Töpfchen nehmen und in größere Töpfe umtopfen. Minimum wäre ein Durchmesser von 18 cm, aber bei mittleren bis großen Pflanzen kann es gerne doppelt so viel sein! Unten wäre etwas Granulat hilfreich, um Staunässe zu vermeiden, wobei die Töpfe natürlich alle ein Loch unten haben müssen, damit das überschüssige Wasser ablaufen kann. Darauf kommt im Idealfall Tomatenerde, aber Pflanzerde oder Blumenerde geht zur Not auch. In diesem Moment wird noch auf Dünger verzichtet. Wichtig sind gute Plätze für die Pflanzen! Vollschattig geht gar nicht! In den ersten vier Wochen reicht es halbschattig, um Sonnenbrand zu vermeiden. Aber danach muss ein annähernd vollsonniges Plätzchen her! Dass in Norddeutschland ein vollsonniger Platz nur relativ wenig echten Sonnenschein hat, ist klar, geht aber nicht anders. Kunstlicht draußen ist für mich kein Thema.

26. Woche (Juni / Juli) – Monatliche Düngergabe

In dieser Zeit gibt es die erste Düngergabe mit organischem Dünger, aber keinen Langzeitdünger. Da fehlt mir die Kontrolle. Der Dünger muss etwas in die Erde eingearbeitet werden. Auch wenn man bei organischem Dünger nur wenig falsch machen kann, empfehle ich, die Vorgaben des Herstellers zu befolgen!

30. Woche (Juli) – Monatliche Düngergabe

Die zweite Düngergabe wird genauso behandelt, wie die erste.

34. Woche (August) – Monatliche Düngergabe und Erntebeginn

Die dritte Düngergabe unterscheidet sich nicht von den zwei vorhergehenden, aber so langsam könnte die Ernte beginnen, je nach Sorte und je nach Wetter. Spätestens wenn die Oberfläche einer Schote Anzeichen bekommt, schrumpelig zu werden, kann sie geerntet werden. Man kann sie aber auch länger hängen lassen. Solange sie nicht schimmeln, kann man sie noch essen. Nur für die Optik ist es dann nichts mehr. Wer zu früh erntet, riskiert lediglich, zu wenig Schärfe und / oder Geschmack zu bekommen. Aber ansonsten spricht nichts dagegen. Wer Samen für das nächste Jahr braucht, lässt ein bis zwei Schoten pro Sorte leicht schrumpelig werden, schneidet sie mit einem kleinen Stück Stiel ab und lässt sie dann noch vier Wochen im Haus liegen, damit der Samen wirklich reif ist. Danach entnimmt man die Samen möglichst ohne Anhaftung von Fruchtfleisch oder Plazenta und lässt sie weitere vier Wochen (auf Haushaltspapier) liegen. Dann kann man die Samen dunkel, kühl und möglichst luftdicht lagern.

46. Woche (November) – Entsorgung / Überwinterung

Bei unter 5 Grad müssen die Pflanzen unbedingt an einen frostfreien Platz gestellt werden!

Wenn keine Schoten mehr vorhanden sind, kann die Pflanze entsorgt werden. Die Rocotos sind meistens die letzten Anfang Dezember. Bei denen lohnt es sich, zu warten! Rocotos sind meistens sehr dickwandig, recht groß, scharf und haben einen guten Geschmack!

Zur Überwinterung kann ich nur wenig schreiben, da ich lieber neu aussäe. Aber trotz angeblicher Einjährigkeit von Chilipflanzen sollte man einen Versuch wagen. Dazu kürzt man die langen Zweige kräftig und lässt die Pflanzen ohne Dünger mit nur wenig Wasser an einem hellen, kaum geheizten Ort bei 15 – 18 Grad stehen. Sollten sich kleine Insekten zeigen, so wäscht man diese vorsichtig mit Seifenwasser ab oder nutzt ein Mittel, bei dem ein späterer Verzehr der Schoten unbedenklich ist. Der Vorteil der Überwinterung ist eine deutlich früher mögliche Ernte in den Folgejahren. Unendlich kann man eine Pflanze natürlich nicht überwintern. Im Alter setzen sich die „Adern“ zu, die für den Transport der Nahrung nötig sind. Aber ein Alter von fünf Jahren hatte ein mir bekannter Chilifreak bei einer Chilipflanze erreichen können.

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