Licht
Bei der einfachen Anzuchtvariante ohne LEDs muss das Sonnenlicht die Hauptrolle spielen. Leider ist das weder ein-, noch auszuschalten und daher nicht planbar. Somit ist der Erfolg noch weniger planbar. Bei zu viel Sonne „verglühen“ die kleinen Keimlinge förmlich, weshalb ich nie ein Südfenster für die ersten Monate der Anzucht nehmen würde. Ein Fenster im Osten oder Westen verringert die Verbrennungsgefahr! Bei zu viel Sonne ist eine Jalousie oder Ähnliches zu nutzen! UV-Schutzfolie muss bei aktuellen Fenstern mit eingebautem UV-Schutz nicht mehr sein. – Bei zu wenig Licht wachsen die Keimlinge zwar schnell und hoch, sind aber sehr dünn, nicht belastbar und knicken leicht um! Das planbare Licht ist ganz klar DER Vorteil bei der teureren LED-Box-Variante und wird von mir seit 2010 jedes Jahr ausschließlich genutzt!
Generell spielt die richtige Farbe bei der Anzucht mit künstlichem Licht eine große Rolle. Ich habe viel dazu im Internet gelesen und wenn ich das zusammenfasse, so regt das rote Licht (ca. 650 nm) die Blüte an und das dunkelblaue Licht (ca. 450 nm) ist gut für das Wachstum in die Breite (kräftigere Stengel). Das vertikale Wachstum wird beim blauen Licht etwas ausgebremst. Dadurch vergeilen die jungen Pflanzen deutlich weniger und bleiben gesünder. Gibt man zu viel davon, verbrennen die Keimlinge, wie auch bei anderen Lichtfarben. Macht man diese „Bestrahlung“ zu lange, bleiben die Pflanzen dauerhaft kleinwüchsig.
Seit 2021 nutze ich Grow-LEDs von Samsung und bin sehr zufrieden damit, trotz geringem Blau-Anteil. Sie sind speziell für die Anzucht von Pflanzen gedacht. Sie haben das volle Lichtspektrum, wenn auch noch lange nicht konstant über den ganzen Bereich. Aber das ist auch gar nicht erwünscht, bzw. in Teilen sogar nutzlos.
In meinen ersten Jahren der LED-Anzucht wollte ich den Keimlingen möglichst lange den Luxus eines warmen Zuhauses gönnen und sie deshalb möglichst lange im Mini-Gewächshaus mit dem blauen Licht halten. Wie ich dann aber bemerkt hatte, gab es durch den „Kälteschock“ beim Umtopfen einen sehr langen Wachstumsstop, was sehr unbefriedigend war. Durch die kürzere Zeit im Mini-Gewächshaus mit den neuen LED-Strips ist auch dieser Wachstumsstop deutlich kürzer geworden und die Keimlinge sind nun nach drei Monaten wüchsiger, als früher.
Im Internet findet man nur selten Berechnungsgrundlagen zur Anzucht, aber immerhin habe ich einmal 200 Watt pro m² gefunden. Ich halte bei meinen LEDs mit der innen verspiegelten Haube ungefähr 150 Watt pro m² für ausreichend (siehe Beitrag in „Experimentelles/LEDs berechnen“). Das ergäbe rund 11 Watt bei meinen Zimmergewächshäusern.
Ich hatte mich dann für die LM301H als Streifenplatine (Strip) von LED-Tech.de ohne den Zusatz „One“ entschieden. Diese hat die Lichtfarben und die Intensität, die ich für richtig halte. Außerdem gibt es besagten „Strip“ mit 25 x 2,5 cm Größe, der in zweifacher Ausführung perfekt in den Deckel meiner Anzuchtbox passt. Und er wird nur angeklemmt, was den Einsatz eines Lötkolbens in der Zukunft überflüssig macht! Dass die gewünschte Leistung von 11 Watt pro Box auch ok ist, zeigt dieses Rechenbesipiel: 2 Stück mit je 8,34V * 0,7 A ergibt rund 11,5 Watt – ein Volltreffer!
Das von mir anfänglich genutzte dunkelrote Licht (ca. 650 nm) sollte im späteren Anzuchtverlauf die Blütenbildung anregen. Das hatte ich den gesamten Monat Mai bei den Chilis genutzt, die auf meiner Fensterbank standen. Dazu hatte ich 16 rote 3Watt-LEDs auf einer 120 cm langen u-förmigen Aluschiene verteilt, die dann auf einer Fläche von ungefähr 0,36 m² Licht geben. Das wären also rund 50 Watt auf einem m², was deutlich unter den vorher genannten Werten liegt. Da es aber hin und wieder Unterstützung durch Sonnenlicht durch das Fenster gibt und die LED-Fluter auch etwas Rotlicht abgeben, reicht es so einigermaßen. Bei noch mehr LEDs pro Schiene würde diese zu heiß werden! – Seit 2022 wird auf dieses Licht komplett verzichtet und es werden nur noch die LED-Strahler auf der Fensterbank genutzt.
Meine fünf 10-Watt-LED-Fluter, die ich im März / April / Mai auf der 1,8 Meter langen Fensterbank nutze, sind mit 3500K- oder 4000K-LEDs bestückt. Viel wichtiger bei den Flutern ist es aber, dass der hoffentlich vorhandene Schutzleiter nicht nur hineingeführt, sondern auch fest angeschlossen ist! Das ist nicht immer der Fall! LEBENSGEFAHR bei den LED-Flutern! Ein riesiger Fortschritt wäre es außerdem, wenn solche Fluter mehr als zwei Jahre überstehen würden! Wenn nicht die LED stirbt, dann ist es der Trafo! Meine zuletzt gekauften Strahler sind jetzt die dritte Saison in Betrieb.
Sollte jemand auf die Idee kommen, lieber preiswerte Kleinleistungs-LEDs für das Mini-Gewächshaus nutzen wollen, so kann ich folgende Rechnung für mein Zimmergewächshaus anbieten: Um auf 10 Watt zu kommen, werden gut 200 LEDs benötigt. Es müssen somit 19 x 11 LEDs im Deckel untergebracht werden, um die nötige Leistung zu erbringen! Was für eine Arbeit und wie hoch die Chance einer Fehlfunktion! Vom richtigen Blau, welches kaum beschafft werden kann, ganz abgesehen! Also bitte lieber von Anfang an die nicht ganz billigen 1Watt-LEDs mit Kühlfläche (z. B. Alu-Schiene) nutzen. Man tut sich damit selber einen Gefallen! – Wer lieber mit Lumen rechnet: Ich hatte mal grob ausgerechnet, dass ich ungefähr 1000 Lumen pro Mini-Gewächshaus habe. Mit den Samsung-LEDs und 350 mA Strom käme ich sogar auf über 1200 Lumen!
Eine andere Möglichkeit wäre noch, sich ein fertiges LED-Growing-Panel zu kaufen. Aber häufig haben diese nicht die richtige Farbmischung und einen zu großen Abstand zwischen den LEDs, was eine zu geringe Leistung zur Folge hat! Hier käme höchstens der bereits erwähnte Samsung-Strip in Frage. Bei einem Preis von ca. 10 Euro pro Mini-Gewächshaus werden keine einzelnen LEDs mithalten können, wenn es um die gleiche Lichtausbeute geht!
Nach über zehn Jahren Praxis sehe ich die richtigen Lichtfarben allerdings nicht mehr ganz so eng. Sicherlich stellen die oben gemachten Angaben das von mir geglaubte Optimum dar, aber eine Anzucht nur mit tageslichtweißem oder kaltweißem Licht ist im Hobbybereich durchaus ausreichend und nicht wesentlich schlechter. Da ist die richtige Lichtmenge wichtiger!
Zusammengefasst:
Für die Anzucht ohne künstliches Licht habe ich keine Tipps, wenn man nicht bereit ist, in sonnenverwöhnte Gebiete umzuziehen!
Für die Anzucht mit LED-Licht gibt es mehrere Tipps:
Anzucht von Januar/Februar bis März/April mittels Samsung LM301H-Strips oder gut 1000 Lumen pro Box (38 x 24 cm) bei 10 bis 20 cm Abstand bei rund 16 Stunden pro Tag. Ab April / Mai gibt es dann weißes Licht durch LED-Strahler und / oder Sonnenlicht. Ab Juni reicht reines Sonnenlicht.