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Sprayen (vom Anfänger für Anfänger)

Für meine hochwertige Studio-Regalbox „2Pure“, die optisch einer guten Yamahabox ähneln soll, wollte ich eine möglichst gute Lackierung herstellen. Schließlich ist beabsichtigt, das Paar zu verschenken, um einerseits bei den Jugendlichen ein bisschen Reklame für DIY-Lautsprecherbau zu machen und andererseits, um meiner Kirchengemeinde etwas Gutes zu tun, auch wenn es nicht gefragt wurde. innocent

Wenn ich schreibe, dass ich in diesem Fall Anfänger bin, so ist es nicht untertrieben! Ein erster Versuch meiner Kirchen-Lautsprecherboxen „SchallMy“ wurde frühzeitig abgebrochen. Ich konnte es noch abschleifen und mit Lack aus der Dose rollen. Aber man möchte dazulernen und damit ich nicht gleich die herausragend gute und teure Studio-Box versaue, habe ich mir meine Testbox „Whisper“ dafür vorgenommen, wenn auch nur die Front, die Rück- und die Unterseite. Aber gerade die Front ist der schwierigste Teil! Zwei bis drei verschiedene kontrastreiche Farben auf den schrägen Flächen einer Front – ein Hammer, zumindest für mich!

Hier eine der möglichen Varianten:

Zum Glück brauchen wir uns über Geschmack nicht streiten! wink

Der glatte mittlere Teil der Front soll so schwarz werden, wie die äußeren Umrandungen der Chassis. Daran soll etwas Graues anschließen, was dann durch Furnier abgelöst wird, was mir eher liegt.

Wegen meines extrem schlechten Gedächtnisses folgt hier detailliert mein Versuch, es hübsch hinzubekommen. Es wird dabei jede Farbe genannt, die ich genutzt habe. Damit soll die Sache reproduzierbar werden. Da ich aber keine Praxis habe, sind bessere Farben durchaus wahrscheinlich! Ich bekomme nichts für diese Art von Werbung!

In der Vergangenheit habe ich immer mit einem Schwingschleifer geschliffen. Ich habe für mich festgestellt, dass Handarbeit zwar deutlich mühsamer und langsamer ist, aber bei Regalboxen schleife ich beim Lackieren jetzt nur noch mit einem Schleifklotz aus Kork. Dabei verwende ich Hälften des Schleifpapiers meines Schwingschleifers, was genau passt.

Aufgefallen ist mir noch, dass die beim Rollen von Farbe gefürchteten Fussel hier überhaupt nicht aufgetreten sind. Auch andere Einschlüsse habe ich nicht bemerkt, obwohl ich immer innerhalb einer Garage bei geöffnetem Garagentor gesprayt habe. Lediglich zur Trocknung wurde das Tor geschlossen.

Mein Vorgehen

Grundierung:

Eine Grundierung von MDF mittels Spray ist nichts für Ungeduldige! Ich bin extrem ungeduldig, wenn es um den Lautsprecherzusammenbau geht und nach einem Test habe ich mich für die folgende Variante entschieden. Dabei wird die erste Grundierung mit Lack gerollt und kommt nicht aus der Spraydose. Das mache ich, um etwas schneller mit der Grundierung fertig zu werden. Bei MDF braucht man mit Spray doppelt so lange, da MDF unheimlich stark saugt. Wenn die Grundierung wirklich gut gelungen ist, kann man auf die folgende zweimalige Grundierung mit Spray verzichten. Ich hatte aber wieder einmal „Orangenhaut“, die weggeschliffen werden musste und habe deshalb zweimal zusätzlich mit Spray grundiert. Außerdem ist die Farbe des Grundierungssprays schon ähnlich dem späteren Silber und wird daher bei Fehlstellen weniger auffallen.

Der erste Schliff wird nach einer feuchten Reinigung mit kurzer Trocknungsphase mit 120er Schleifpapier gemacht. Nach einer weiteren feuchten Reinigung und kurzen Trocknung kommt MDF-Grundierung, kein Spray, sondern aus der Dose (hier SCHÖNER WOHNEN-Farbe Protect Grundierung für Holz und MDF-Platten) mittels einer Schaumstoffrolle darauf und darf einen Tag trocknen, bevor es mit 180er glattgeschliffen wird. Das wird wieder feucht abgewischt, kurz getrocknet und dann noch einmal mit der MDF-Grundierung aus der Dose gerollt. Beim nächsten Schliff einen Tag später nimmt man 240er und achtet darauf, dass möglichst keine Grundierung durchgeschliffen wird! Abschließend eine feuchte Säuberung, kurze Trocknung und fertig ist die Grundierung mittels Lack und Rolle!

Es folgt nun noch ein Grundierungsspray, was mir die Fläche noch glatter machen soll, als Vorbereitung für die endgültige Sprayfarbe. Beim Sprayen sollte man sich für das Abkleben mehr Zeit nehmen, als für einen Spraydurchgang! – Nur wenn die Oberfläche wirklich fehlerfrei glatt, sauber und trocken ist, beginnt man mit dem ersten Sprühdurchgang der Grundierung (hier Nigrin Haftgrund-Spray, grau, 400 ml). Dabei sollte man ca. 20 cm Abstand beibehalten und zügig über die Flächen sprühen. Dabei sprüht man einmal vertikal und dann horizontal über die Fläche. Es darf auf gar keinen Fall zur Tropfenbildung kommen! Also nur kurz und zügig sprühen! Um einen zweiten Durchgang einen Tag später kommt man nicht herum! Da nach dem Sprayen die Oberfläche extrem rau ist, wird gefühlvoll mit 1000er Schleifpapier trocken geschliffen, wobei nach zwei bis drei Schleifdurchgängen das Schleifpapier mit einem feuchten Tuch gereinigt wird. Nach einem Tag wird die Grundierung vorsichtig mit 1000er Papier glattgeschliffen und mit einem feuchten Lappen abgewischt.

Wenn also die Grundierung fertig ist, geht es mit der ersten Farbe weiter. In meinem Fall wird nur die komplette Front mit Silber gesprayt (hier Nigrin 74110 Lackspray, Autolack silber, 400 ml). Auf ein Abkleben der zukünftigen schwarzen Fläche der Front wird verzichtet. Nur der Boden wird geschützt um später schwarze Farbe direkt auf die Grundierung aufzutragen. Wenn also alles gut abgeklebt ist, beginnt man mit dem Sprühen der silbrigen Farbe. Diese ist übrigens nur matt grau und stört später nicht durch glänzen. Es ist ungefähr der Farbton eines Alu-Chassis.

Nach der ersten silbrigen Lage und einem Tag der Trocknung, schleift man die Schicht glatt, säubert es mit einem feuchten Lappen, lässt es kurz trocknen und macht den zweiten Durchgang mit Silber. Wieder wird ein Tag gewartet und man schleift den Lack mit 1000er vorsichtig glatt. Wenn keine Grundierung durchscheint, kann man mit Schwarz beginnen. Ansonsten muss man noch einmal mit Silber sprühen.

Weiter bin ich noch nicht gekommen, aber so sollte es weitergehen:

Vor dem Sprayen mit schwarzer Farbe (hier Nigrin 74112 Lackspray, Autolack mattschwarz, 400 ml) wird die Unterseite vom Schutz befreit und zusammen mit der Front auf bekannte Art gesäubert. Sobald die Front sauber und trocken ist, wird sie abgeklebt, da die schwarze Farbe nur mittig zu sehen sein soll und auch auf der gesamten Unterseite der Box. Dann spricht nichts mehr dagegen, die schwarze Farbe zu sprayen. Auch hier wird anschließend wieder ein Tag gewartet, bevor es mit schleifen, säubern und nochmaligem Sprayen weitergeht. Nach dem nächsten Tag schleift man ganz vorsichtig mit 2000er. Wenn die Oberfläche nach der Säuberung einen guten Eindruck macht, kann man mit dem Schutzlack beginnen (hier Nigrin 74116 Klarlack, glänzender Autolack, 400 ml). Im anderen Fall muss man noch eine Runde mit schwarzer Farbe drehen.

Um noch eine zweite Schicht Schutzlack aufzubringen, schleift man nur kurz und vorsichtig die Oberfläche glatt, sofern nötig und sprayt dann die zweite Schicht. Nach einem Tag ist die Lackierung endlich fertig! Ob der Schutzlack einen so guten Schutz darstellt, dass nicht schon bei kleinsten Kratzern oder Dellen eine andere Farbe durchscheint, muss sich zeigen.

Mengen:
Wenn man das MDF zuerst mit Rolle grundiert und danach mit Grundierungsspray beginnt, wird eine Dose für zwei dieser kleinen Boxen ausreichen, sofern man es nur an den angegebenen Flächen nutzt. Eine Dose sollte für Silberausreichen. Bei Schwarz hat bei mir eine Dose nicht gereicht und für den Schutzlack gilt das Gleiche. Man glaubt gar nicht, wie schnell solch eine Dose leer ist! Bei Schwarz hatte ich vom Gewicht her das Gefühl, dass noch Farbe drin war, aber nicht mehr herauskam.

Im Fall meiner „Whisper“ geht es dann weiter mit dem Furnieren der beiden Seiten und des Deckels.

Tipps nach den ersten Versuchen:

1. Da das Spray hauchdünn ist, ist es extrem wichtig, dass das Holz vorher ganz glattgeschliffen wurde. Hilfreich kann es sein, die Grundierung mit normaler (MDF-) Farbe durchzuführen, statt mit Spray.

2. Mit Spray ist (bei mir) eine deutlich feinere Oberfläche möglich, als mit normaler Farbe, die gerollt wird. Wie bei der Grundierung könnte ein erster Anstrich mit normaler Farbe das Sprayen beschleunigen. Es muss aber immer geprüft werden, ob sich die unterschiedlichen Farben vertragen!

3. Sprayer brauchen extrem viel Geduld: Ich empfehle für die Grundierung mindestens drei, für die Hauptfarbe mindestens vier und für den Schutzlack mindestens drei Durchgänge, inklusive der Schleifvorgänge. Damit sind rund zwei Wochen ausgefüllt!

4. Für das exakte Abkleben sollte man sich auch viel Zeit nehmen. Hinterher überflüssige Farbe entfernen ist kaum möglich. Allerdings reicht nach meinen Tests ein ordentliches Malerkrepp aus. Das japanische Klebeband muss bei Holz nicht sein!

5. Holz (besonders MDF) und Wasser ist keine empfehlenswerte Mischung! So reicht es aus meiner Sicht, beim Nassschleifen trocken zu schleifen und häufiger das Schleifpapier mittels feuchtem Lappen zu säubern, damit man durch Schleifreste keine Riefen in das Holz hineinschleift.

6. Beim Sprühen hat höchstens die Hälfte der Farbe ihr Ziel gefunden. Wenn man dann noch an das Treibgas denkt, stellt sich die Frage, ob die Nutzung von Sprays möglichweise deutlich umweltschädlicher ist, als die übliche Farbe, die allerdings auch nicht gerade trinkbar ist.

7. Vor dem Sprayen müssen jegliche Arten von Schmutz entfernt werden. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit! Aber leider habe ich ein paar (Fett-) Fingerabdrücke vor dem Aufbringen des Schutzlacks hinterlassen, die dann gut sichtbar geworden sind!

8. Das Spray haftet nicht an scharfen Kanten, daher sollten alle zumindest entgratet sein. Auffällig waren die gefrästen Ausschnitte für die Chassis. Diese also auch ganz leicht schräg mit 240er Schleifpapier anschleifen.

9. Wenn es einen aus Holz geformten Bassreflexkanal gibt, sollte dieser als Erstes gesprayt werden! Vorher rundherum alles abkleben!

10. Bei mir hat das Silber immer für eine extrem rauhe Oberfläche gesorgt, die man zwingend schleifen musste! Die schwarze Farbe ist ohne weitere Bearbeitung schon nach dem Sprayen glatt. Dieses Schwarz war aber matter als alle bisher gerollten matten schwarzen Farbtöne. Vielleicht wäre Seidenmatt eine Alternative gewesen. Geschmackssache!

11. Ist vermutlich klar, aber trotzdem hier erwähnt: Erst wenn alle Flächen den gewünschten Zustand an Farbe und Glätte haben, der gewünscht wurde, dann wird der Schutzlack aufgebracht. Meine Empfehlung: mindestens dreimal.

 

Links ist das Abschlussfoto einer Box!

Zum Schluss hin wurde ich immer ungeduldiger. Man könnte sicherlich sauberer arbeiten, aber die Front sieht gar nicht so schlecht aus. Für mich bleibt es aber einfacher, das Gehäuse zu furnieren. Dieses Mal wurden die Kanten manuell geschnitten, zuerst mit einer Feile und danach mit Schleifpapier. Die Ecken haben leider etwas dabei abbekommen.

Obwohl der Sprühlack hauchdünn aussieht, so war er trotzdem so dick, dass die Chassis nicht mehr ganz in die Aussparungen gepasst hatten! Also auch hier etwas größere Ausschnitte machen!

Die silbrige Farbe ist extrem grob und muss unbedingt geschliffen werden. Die anderen Farben waren sofort glatt und mussten nicht geschliffen werden!

Beim nächsten Mal würde ich Furnier und Lack nicht mehr mischen.

Der gesprayte Schutzlack ist auch für das Furnier nutzbar. Dabei gibt es keine nennenswerte Verfärbungen.

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