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Anfang mit Plan

Ich hoffe, dass ich manch einem Interessierten mit meinen Seiten oder per Mail helfen kann. Für mich waren die Voraussetzungen beim Selberbauen, dass ich ein fertiges passendes Produkt nicht so ohne Weiteres kaufen konnte und mir daher nichts anderes übrig blieb. Wer denkt, mit dem Bau von Lautsprechern tatsächlich Geld zu sparen, liegt meistens falsch, auch wenn die entsprechenden Zeitschriften das Gegenteil behaupten. Nur bei den teureren Boxen deutlich oberhalb von 1000 Euro wird der Preisvorteil der selbstgebauten Boxen immer deutlicher! Die preiswerten Miniboxen unterhalb von 200 Euro kauft man besser fertig und erwartet nichts!

Wer also einen Lautsprecher (Lautsprecherbox) selber bauen möchte, sollte erst einmal mit der Planung anfangen. Das macht Spaß und man spart Geld, wenn man sich klarmacht, was man eigentlich will!

In meinen Lautsprecherprojektseiten gibt es eine Übersicht meiner selbstgebauten Boxen und Vorschläge zu möglichen Selbstbau-Lautsprechern sind dort auch.

Portabel-LautsprecherWelchen Zweck hat der Lautsprecher?

Gemeint ist, ob es sich um ein gutes Teil für das Wohnzimmer oder nur um eine Computerbox handelt. Sollen Partyboxen gebaut werden, kommt es mehr auf Lautstärke, als auf konstanten Pegel über alle Frequenzen an. Dafür sind die Membranen und Sicken (= Ränder der Membran) der sogenannten Chassis (das sind die Teile in einer Lautsprecherbox, die den Schall erzeugen) besonders hart und reichen oft nicht in den tiefen Basskeller. Also platt ausgedrückt: schöner Klang = HiFi-Chassis, lauter Klang = PA-Chassis.

Welche Raumgröße soll der Lautsprecher beschallen?

Die zu beschallende Fläche oder besser, der Rauminhalt, ist mitentscheidend. Dass Computerboxen kaum ein größeres Wohnzimmer ohne Probleme beschallen können, kann sich sicher jeder denken. Es gibt keine einfachen Formeln dafür, aber ganz grob schlage ich für Neulinge vor: Pro Box einen Liter bei einem Quadratmetern Fläche. Das ist aber nur, damit man ein ungefähres Gefühl bekommt! Bei kleinen Räumen darf es weniger (die Hälfte), bei größeren gerne mehr (das Doppelte) sein! Außerdem dröhnen kleine Räume schneller, als große, so dass bei kleinen Räumen weniger Tiefbass Sinn macht!

Beispiele:
Für einen 10qm Raum mit 2,5m Höhe reichen bei guter Lautstärke und Bass bis ca. 70 Hertz bei -3dB rund 10 Liter pro Box.
Für 40qm und 2,5m Höhe würde ich bei guter Lautstärke und Bass bis ca. 40 Hertz mit mindestens 40 Litern rechnen.

An welchem Ort soll er stehen?

Rearlautsprecher einfachWenn es z. B. wenig Bassunterstützung durch nahe stehende Wände gibt, sollte die Box viel Bass bringen. Raumecken sind generell wegen eines dröhnenden Basses zu meiden.

Welche maximalen Abmessungen darf er haben?

Das muss jeder selber entscheiden. Lebt man nicht allein in einer Wohnung, sollten die Mitbewohner unbedingt vorher befragt werden! Ansonsten wird die optimale Gehäusegröße durch die verwendeten Chassis weitestgehend bestimmt. Baut man eine Box nach und will die Abmessungen verändern, so sind Frontbreite und Lage der Chassis zueinander am Kritischsten. Die Höhe und die Tiefe der Box können in den meisten Fällen problemlos verändert werden, wenn das Volumen der Box und der Abstand vom oberen Rand beibehalten wird. Da Lautsprecher bevorzugt auf ihrer Achse am Lautesten abstrahlen, sollte das wichtigste Chassis (zuerst Hochtöner, dann Mitteltöner, zuletzt Tieftöner) auf Ohrhöhe sein. Hier muss man oft einen Kompromiss finden.

Wieviel darf er maximal kosten?

Das ist die alles entscheidende Frage! Wer das Werkzeug hat und alle Arbeiten selber machen kann, braucht jetzt nur die Preise für die Chassis, die Bauteile für die Frequenzweichen, das Zubehör und das Holz einzukalkulieren! Dann ein Blick auf das Konto…

Welches Lautsprechersystem soll es werden?

Rear-Lautsprecher (jetzt als PC-Lautsprecher)Eine geschlossene Box hat bei kleinen Abmessungen wenig (Tief-)Bass zu bieten. Am Gängigsten sind Bassreflexboxen, weil sie mit einfachen Mitteln viel Bass bieten können. Natürlich haben auch sie ein paar Schwächen, wie z. B. der leicht schwammige Bass. Einen Hornlautsprecher oder eine Transmissionline kann ich mangels Programm nicht berechnen. Bleibt also in den meisten Fällen die gute alte Bassreflexbox. Ich persönlich ziehe Lautsprecher vor, die genügend Bass haben und keinen (schwammigen) Subwoofer benötigen. Ich bevorzuge Detailtreue und weniger die Lautstärke oder den Tiefbass. Deshalb waren meine ersten großen Boxen geschlossene Systeme.

Wie viele Chassis sollen pro Box genutzt werden?

Von 1 bis 4 ist es gängig und das hat auch seine Gründe: der Preis und die Komplexität. Bei einem Breitbandlautsprecher, der das gesamte Hörspektrum abbildet, benötigt man nur wenige Teile für die Weiche und hat ein relativ einfach zu erstellendes Gehäuse. Dafür kommt es häufig vor, dass nicht der ganze Hörbereich gleich gut und gleich laut klingt. – Ganz viele Chassis zu nutzen, wo jedes einen kleinen Teil des Hörbereichs in extrem guter Qualität und Quantität bringt, ist wegen der Zusammenschaltung schwierig. Außerdem ist es für das menschliche Ohr ungewöhnlich und unnatürlich, wenn die Tonhöhen der Sprache einer Person aus verschiedenen Richtungen kommen, weil so viele Lautsprecher nicht so dicht zusammen stehen können. Also auch nichts! – Am Gebräuchlichsten sind Zwei- und Dreiwegesysteme. Das bedeutet, der Hörbereich ist entweder zwei- oder dreigeteilt. Es können aber durchaus mehrere Chassis in einem Bereich arbeiten, so dass es z. B. Zwei-Wege-Systeme mit drei Lautsprechern gibt. Es gibt noch weitere „Feinheiten“ zu dem Thema, aber gefühlt, reicht das für den Anfang! Meine Empfehlung: Aus Kostengründen mit Breitband- oder Zweiwegesystemen anfangen und bei wachsendem Geldbeutel dieses Wachstum durch Dreiwegesysteme begrenzen!

Offene Alu-Studio-Box Welche Werkzeuge brauche ich?

Je öfter man eine Box baut, desto eher weiß man, was einem an Werkzeug wirklich wichtig ist. Lautsprechergehäuse sind im Normalfall aus Holz. Wenn man nicht für jeden Kleinkram einen Tischler besuchen möchte, sollte man ein paar Werkzeuge haben. Wer sich die Holzplatten im Baumarkt zusägen lässt, kommt schon mit einem Schwingschleifer für die Holzbearbeitung und einem Lötkolben zum Erstellen der Frequenzweiche aus. Bohrmaschine und Akkuschrauber, sowie die üblichen Werkzeuge, wie eine kleine Holzsäge, Feilen, Raspeln, Schraubendreher setze ich voraus. Bandschleifer und Oberfräse kämen danach an Wichtigkeit. Was zusätzlich sehr wichtig wäre, sind Zwingen in verschiedenen Längen, um das geklebte Holz zu fixieren! Wer Geduld hat, kann durch geschicktes Beschweren der Wände Gleiches erreichen. Glücklich macht es aber nicht!

Was ist mit den anderen Teilen, die an der Hörkette beteiligt sind?

Ich schlage Bauchgefühl vor! Wer eine Box für 100 Euro baut, der braucht keine Goldkabel für 300 Euro! Es sollte also alles zusammen passen. Ich selber habe mir die Lautsprecher als erstes in meiner Hörkette zum Verbessern vorgenommen und sehe allmählich mein persönlich gesetztes Ende, da meine Yamahaboxen so gut klingen, dass ich mir momentan für „vertretbares Geld“ nichts anderes vorstellen kann! Um Leitungen aus Gold mache ich mir zwar überhaupt keine Gedanken, aber es bleiben dann ja noch Dinge, wie Verstärker, Player und andere am Sound beteiligte Geräte. Noch eine Spielwiese, wo man ordentlich Geld ausgeben kann! Das kommt dann nach den Lautsprechern, vermutlich so ab 2015!

Oberer Teil meiner PapierboxWie fängt man denn nun an, nachdem man sich klar gemacht hat, was man will? Aus meiner Sicht sollte das Erste ein kleines Projekt werden, wo man entweder mit nur einem Breitbandchassis pro Seite arbeitet, oder ein System mit maximal zwei Chassis pro Kanal aufbaut. Dass das richtig gut klingen kann, hat meine „Alu-Studio-Box“ bewiesen! Für den Anfang ist diese aber vermutlich noch zu teuer und es sollte entweder in Richtung Breitbänder oder preiswerteres Zwei-Wegesystem gehen, wie die „Little Grandson“, auch wenn sie nicht von mir stammt.

Wenn ich jetzt mal vermute, dass viele Neulinge nicht viel Praxis in der Holzbearbeitung haben, so plädiere ich für ein Zwei-Wege-System in einer Bassreflexbox, wobei die Chassis auch nicht zwingend in die Front eingelassen werden müssen. Außerdem dürfte es beim „ersten Mal“ leichter fallen, wenn man ein fertiges Projekt nachbauen kann, als selber eines zu entwickeln.

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