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Anzuchtanleitung für Anfänger

und mit rund 30 Euro in die eigene Chilianzucht einsteigen!

Die Doku für Fortgeschrittene mit deutlich teureren Materialien ist hier zu finden!

Bei dieser Anleitung wird Wert auf einen bezahlbaren Einstieg gelegt wurde. Nicht weil Geiz geil ist, sondern um für dieses interessante, naturverbundene und schmackhafte Hobby zu werben. Dass man Chilifrüchte inzwischen in diversen Formen und Farben fertig und preiswert kaufen kann, ist mir nicht entgangen. Heutzutage ist man aber leider sehr schnell bereit, sich alles vorsetzen und vorkauen zu lassen. Dabei verliert man leicht die Kreativität und den Spaß am Leben. Von der geringer werdenden Sortenvielfalt ganz abgesehen.

Was ist das für ein Gefühl, wenn aus dem ersten Samen, den DU ausgesät hast, ein kleiner zarter Keimling wächst!

Um diese Doku möglichst kurz zu halten, sind hier nur Dinge genannt, die ich empfehle und die ich getestet habe, wobei auch Dinge zu finden sind, die man nicht unbedingt machen muss. Es sind viele Variationen bei allen Themen möglich. Dazu habe ich weitere Internetseiten erstellt, in denen man bei Interesse noch mehr Informationen finden kann.

Was braucht man für einen ersten Versuch um Chilipflanzen aus Samen zu ziehen?

Jeder darf selber ausprobieren, was für ihn passend ist. Hier folgt mein Vorschlag:

Anzahl Einheit Benennung ca. Preis
1 Stück Zimmer-Gewächshaus 8,00
1 Stück Reptil-Heizmatte 20 Watt 42 x 28 cm mit Eurostecker 14,00
1 Stück Anzuchtplatte (mit 24 Töpfchen) 1,50
1 Stück Styroporplatte Alu-beschichtet 28 cm x 35 cm 1,50
1 Stück 4 Kunststoff-Füße, selbstklebend, 4 mm dick 0,50
1 Stück Gute Anzuchterde – 5 Liter 4,50
24 Stück Chilisamen aus privater Hand 0,00
Summe 30,00

Die relativ günstigen Preise (Stand März 2021) kommen teilweise durch Sonderangebote oder durch Bestellungen von Mengen für zwei Personen inkl. Porto zu Stande, wie bei der abgebildeten 10-Liter-Anzuchterde. Wie so Vieles macht auch die Chilianzucht zu zweit mehr Spaß! Entscheidend für die große Preisdifferenz zur bisherigen Anzucht ohne LEDs war eine Billigheizmatte (11 statt 30 Euro) und der Verzicht auf nicht ganz so notwendige Dinge. Zusätzlich kann man natürlich weitere Investitionen tätigen, muss es aber nicht!

Zusätzliche Empfehlungen:
Organischer Tomaten-Dünger, (Einstich-) Thermometer (10 Euro), LED-Strahler 10 Watt (4000 – 6000K) mit Kabel + Stecker (15 Euro) oder stattdessen eine LED-Pflanzlampe (25 Euro).
Falls die Keimlinge zu schwach werden, sollte man den Kauf einer Lampe dringend in Erwägung ziehen. Diese sollte aber mindestens echte 10 Watt pro Minigewächshaus liefern und ganz dicht über dem Deckel angebracht werden! Eine LED-Aufzuchtlampe mit Schwanenhals (Foto rechts) ist besser als nichts. Deren Netzteil muss knapp 1A bei 12 Volt pro Leuchtkörper liefern können. Ansonsten besser zwei Leuchtkörper pro Anzuchtbox einplanen!

In der gleich folgenden Tabelle sind im Text spätere Investitionen in fett und kursiv markiert, wobei man nicht alle tätigen muss. Das Teuerste sind die großen Töpfe im Mai / Juni, aber auch Tomatenerde / Pflanzerde, Dünger oder die kleinen 7 x 7 cm-Töpfe kommen noch hinzu, falls nicht bereits durch Blumenkauf o. ä. vorhanden. Runde Töpfe sind genauso gut, verbrauchen aber mehr Stellplatz.

Was muss man tun?

Monat Wochen Beschreibung Ort Erde Dünger Licht Boden-Temp. [°C]
Mitte Februar 1 Samen im warmen Wasser einweichen Zimmergewächshaus mit Lampe 26 – 32
Ende Februar 6 Samen in Anzuchtplatte keimen lassen Zimmergewächshaus + halbschattige Fensterbank Anzuchterde Sonne 25 – 32
Anfang April 6 Keimling in 7×7 cm Töpfen wachsen lassen Wanne vom Zimmerg. + halbschattige Fensterbank Anzuchterde Sonne 18 – 24
Mai – Oktober 12 – 24 Pflanze wachsen lassen; Ernte Großer Topf im Freiland oder im Gewächshaus Tomatenerde / Pflanzerde Tomatendünger Sonne 5 – 40

Die Tabelle im Einzelnen

Planung: Ich gehe hier von einer 50%igen Keimrate aus. Bei 24 Kammern einer Anzuchtplatte hätten dann 12 Samen gekeimt. Im Zimmergewächshaus ohne Deckel hätten ab Anfang April bis zu 15 Stück 7 x 7 cm Töpfe Platz. Somit ist noch etwas Platz für mehr Keimlinge. Die Menge an zu erwartenden Chilifrüchten dürfte den Jahresbedarf von vier erwachsenen Mitteleuropäern locker decken! Vermutlich würde eine einzige ergiebige Pflanze für mehr als ein Jahr reichen. Also nicht zu viele Pflanzen einplanen, aber etwas Reserve muss sein!

Folgende Chilisorten wurden nach Verlässlichkeit in Norddeutschland von mir als mögliche Kandidaten für diese Anzucht (StarterPack oder Starterset) ausgesucht, wobei auch andere Sorten möglich sind.

Von links nach rechts:
Ecuador Purple (Schärfe 7, Höhe 40 cm), Fresno (Schärfe 5, Höhe 60 cm), Limon (Schärfe 9, Höhe 50 cm), Nepalese Bell (Schärfe 2, Höhe 80 cm), Numex Twilight (Schärfe 7, Höhe 40 cm), Purirra (Schärfe 7, Höhe 60 cm).

Bevor man anfängt werden alle Dinge, die man zur Anzucht nutzen möchte, erst einmal gründlich gereinigt!

Zeile 1: Mitte Februar gibt man die Chilisamen in geeignete mit Wasser gefüllte Behälter (Eiswürfelbehälter oder Zipp-Tütchen) und macht kenntlich, wo welche Chilisorte zu finden ist. Durch das Einweichen kann der Keim später leichter aus der Samenhülle herauskommen und die Hülle leichter abstreifen, die bei Chilis gerne mal hängen bleibt und ein Wachstum vollständig verhindern kann. Der Eiswürfelbehälter oder die Zipp-Tütchen sollte in einem geschlossenen, halb mit Wasser gefüllten Zimmergewächshaus auf der warmen Heizmatte stehen, die wiederum auf dem Styropor liegt. Die Schieber im Deckel sind geschlossen. So sollten ca. 30 Grad Wassertemperatur erreicht werden können. Die Heizmatte darf nie im Wasser liegen, sondern muss zwingend trocken genutzt werden! Ansonsten besteht Lebensgefahr!

Zeile 2: Ende Februar legt man die Anzuchtplatte in die Bodenwanne des Zimmergewächshauses und befüllt sie knapp randvoll mit der Anzuchterde. Dann bohrt man in die Erde jeder Kammer mittig ein ca. 5 mm tiefes Loch mittels eines alten Holzbleistiftes. Nun nimmt man jedes Samenkorn mit einer Pinzette vorsichtig aus dem Wasser, ohne eine herausschauende Wurzel zu beschädigen und legt es einzeln in eines der gebohrten Löcher in der Erde, so dass die Samenhülle rund 5 mm unterhalb der Erdoberfläche zu liegen kommt. Wo welcher Samen liegt, sollte man sich notieren! Wenn die Samen untergebracht sind, deckt man die Löcher mit weiterer Anzuchterde ab und drückt die Erde leicht mit trockenen Fingern an.

Anschließend stellt man die Bodenwanne des Zimmergewächshauses auf die bereits angeschlossene Heizmatte, die wiederum auf der
Styroporplatte an ihrem vorgesehenen Platz liegt. Nun wird vorsichtig mit einer kleinen Gießkanne so viel Wasser in die Wanne neben der Anzuchtplatte gefüllt, dass die Erde an der Oberfläche feucht schimmert (Wanne ist dabei gut halb voll). Einen Tag später füllt man das Wasser noch einmal halbhoch auf. Wenn nach ein bis zwei Wochen das Wasser zwei Tage lang ganz aus der Bodenwanne verschwunden ist, gibt man nur noch so viel hinein, dass sich ein Wasserstand von ca. 1,5 cm ergibt. Damit sollte sich ein Gießrhythmus von einmal pro Woche ergeben. Zu viel Wasser sorgt für Schimmel und zu klebrige Erde (zu wenig Sauerstoff)! Besonders bei einer Haube ohne nachträglich eingebaute Lüfter ist der Schimmel ein Problem und sobald die Keimlinge vier Blätter haben, sollte man mehrmals wöchentlich tagsüber die Haube entfernen.

Der Deckel bekommt kleine Füße auf den Längsseiten untergeklebt, so dass sich ein Spalt zwischen Deckel und Wanne bildet, der für etwas
Frischluft sorgt. Der Deckel liegt also nun mit den Füßen auf der Bodenwanne auf und die Schieber oben sind geöffnet. So ergibt sich eine
gerade noch ausreichende Luftzirkulation.

Das Gewächshaus stellt man auf eine nach Osten oder Westen zeigende Fensterbank, um den gewünschten Halbschatten zu erreichen. Mit einer Lichtquelle könnte man von oben das Gewächshaus auch woanders betreiben, aber eine langsame Gewöhnung an das Sonnenlicht ist nicht schlecht. Dabei sollte das künstliche Licht 16 Stunden am Tag an und nachts 8 Stunden aus sein. Auch Pflanzen brauchen ihren Schlaf!

Liegt die mit einem Thermometer gemessene Erdtemperatur oberhalb von 30 Grad, so muss die Heizmatte mittels eines eventuell vorhandenen Reglers passend eingestellt oder mittels einer Schaltuhr passend ein- und ausgeschaltet werden! Bei unter 25 Grad muss der Regler höher gedreht oder die Raumtemperatur erhöht werden. Das Ergebnis sollte wiederum mit dem Thermometer kontrolliert werden!

Zeile 3: Anfang April, wenn die Keimlinge fast an den Deckel reichen, nimmt man sie sehr vorsichtig aus der Anzuchtplatte heraus ohne die Wurzeln zu beschädigen, wobei Reste der Anzuchterde gerne kleben bleiben dürfen! Nun steckt man sie in ein mit Anzuchterde locker gefüllten 7 x 7 cm Anzuchttopf hinein. Die Wurzeln gehören nach unten!laughing (Sollten die 5 Liter Anzuchterde nicht reichen, so ist die restliche Anzuchterde mit etwas Tomaten- oder Pflanzerde zu mischen, wobei es wegen des Geruchs besser ist, die Pflanzerde mit der Anzuchterde zu bedecken.) – Diese Anzuchttöpfe stellt man in die Wanne des Gewächshauses und stellt diese wiederum auf die bereits genutzte Fensterbank inklusive Styroporplatte, allerdings ohne die Heizmatte! Wasser, Licht, Luft und Liebe brauchen die Pflänzchen natürlich auch weiterhin. So wird beim ersten Mal die Wanne wieder halb mit Wasser befüllt und später wiederum nur einmal die Woche 2 cm hoch.

Wer zusätzlich mit einer künstlichen Lichtquelle arbeitet, kann diese nun tagsüber ausgeschaltet lassen und nur noch in der Dämmerung von 5:00 bis 09:00 und von 17:00 bis 21:00 Uhr laufen lassen. – Nicht wundern, wenn die Pflanzen eine Wachstumspause machen! Ohne Heizung haben sie weniger Lust zu wachsen! Aber Norddeutschland ist nun einmal kühl und es ist besser, sie jung daran zu gewöhnen.

Was immer wieder sehr wichtig ist und ohne dieses klappt die Anzucht nicht: GEDULD!

Zeile 4: Mitte bie Ende Mai sollte der letzte Bodenfrost gewesen sein und man topft die Chilis ein letztes Mal um. Jetzt nimmt man Töpfe mit 15 bis 30 cm Durchmesser und füllt diese mit guter, lockerer Tomatenerde (oder Pflanzerde oder Blumenerde). Je größer der Topf, desto größer kann die Pflanze wachsen, wobei die Sorten natürlich über ihre genetischen Eigenschaften nicht hinauswachsen können. Optimal wäre nun ein wind-, hagel- und regengeschützter sonniger Platz im Garten, wobei Regen- und Windschutz nicht so wichtig sind, wie Sonne und Wärme! – Ab Ende Juni gibt man einmal monatlich eine Gabe eines geeigneten (organischen) Düngers nach dessen Anleitung hinzu.

Die weitere Behandlung der Chilis ist in der Doku „Mit Chilis durch’s Jahr“ zu finden!

Verarbeitung und Verzehr: Die Lagerung reifer Chilis kann entweder durch Trocknung oder mindestens genauso gut im Gefrierfach in einem beschrifteten Beutel (Inhalt, Datum) erfolgen. Bei Bedarf holt man sie aus dem Gefrierfach heraus, schneidet sie zuerst klein und nutzt sie erst danach für die Zubereitung einer Mahlzeit. Besonders dickfleischige Früchte sollten eingefroren werden, da sie beim Trocknen schnell schimmeln könnten! Wer die Stelle wegschneidet, wo die Samen dranhängen (Plazenta), entfernt viel von der Schärfe! Wenig scharfe Chilis isst man frisch. Dann schmecken sie am besten!

Das Tragen von Einmalhandschuhen kann bei der Verarbeitung nicht schaden und Brillenträger sind eindeutig im Vorteil. Gute Belüftung sorgt für hustenfreies Arbeiten! Händewaschen ist gut gemeint, hilft aber kaum, wie auch das Trinken von Wasser bei zu viel Genuss! Fetthaltige Stoffe sind zur “Kühlung” am besten geeignet! Nase putzen sollte man mit “Chilifingern” vermeiden und beim Gang zur Toilette sollte man aufpassen, was man mit seinen Fingern berührt! Wenn man in den Augen gerieben hat, hilft es nur abzuwarten, bis der Schmerz nach ca. 15 Minuten endlich vorbei ist! cry

Viel Spaß bei der Anzucht der scharfen Freundchen!

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